8.8. Workshop Sumie Malerei und Lieder aus Rapanui (Osterinsel)
Rongo Ausstellung
Die hier vorgestellten Werke basieren auf den Rongorongo-Tafeln des Nationalen Naturhistorischen Museums.
Die Rongorongo-Schrift, oder kohau rongo rongo, ist eine Schriftart, die sich durch auf Holz geschnitzte Piktogramme oder Glyphen kennzeichnet, deren Übersetzung noch ungewiss ist. In Rapanui-Sprache bedeutet kohau “Holz, das zum Bau vom Kanurumpf dient” und rongo rongo “grosse Botschaft” oder “grosse Studie”, so dass kohau rongo rongo als “Rezitationshölzer” oder “Rezitationsstäbe” übersetzt worden ist.
Die Arbeit von Fabiola bestand darin, einen imaginären Dialog zwischen zwei in Zeit und Raum fremden Traditionen zu interpretieren: die Rapanui-Kultur (Osterinsel) und die japanische Kultur. Dabei überlagert sich der geheimnisvolle Kode der Rapanui-Glyphen mit der Materialität, Geste und Technik der seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Japan entwickelte Sumi-e-Malerei. Diese beiden Temporalitäten konvergieren in der Arbeit der Künstlerin mit der Absicht, eine sensorielle Verbindung herzustellen, durch die sich zwei mit der Natur und der einheimischen Weisheit tief verbundene Weltansichten verbrüdern oder verbinden.
In einer Zeit von Umweltkatastrophen, Naturplünderung und sozialer Isolierung könnte uns das Kennenlernen von und die Vertiefung in vor-westliche Lebensformen eine Möglichkeit bieten, den anscheinend in Zerfall befindlichen Natur-Kultur-Pakt neuzugestalten.
Der Ausdruck Rongo in Rapanui-Sprache deutet genau auf einen Aufruf hin, den die Künstlerin als einen Alarm oder Aufforderung auslegt, zum Ursprung zurückzukehren und auf unsere Vorfahren zu hören. „Te kii nei he rongo o te arero rapanui he kii rutu o te vi’e nei pahe nangananga etahi mo hoki ki te hakaaranga o tatou matamu’a”.
Jedes Bild zeigt durch einfache Tusche-Skizzen auf mit Milch durchtränktem Reispapier geheimnisvolle anthropomorphe Figuren, Tiere, zauberhafte Kreaturen, Himmelsobjekte: in der Zeit verlorene, noch unentzifferte Kodes, die jedoch ein unterbewusstes, in der Menschlichkeit eingeprägtes Gedächtnis auf atavistischer Ebene erwecken, wobei Raum und Zeit bedeutungslos sind.
Valentina Montero P. Kuratorin, Inhaberin eines Doktorgrades der Universidad de Barcelona, Master in Ausstellungsmachen und neuen Medien. Postdoktorale Forscherin des Conicyt /Fondecyt der Universidad de Valparaíso.
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